Radgenuss und Abenteuerlust – im Gespräch mit Thomas von Outdoor-Hochgenuss
Mit dem Fahrrad auf Entdeckungstour gehen, Natur und Kultur erleben und unterwegs besondere Begegnungen machen – genau das lebt Thomas vom Blog Outdoor-Hochgenuss. Gemeinsam mit seiner Partnerin Silke erkundet er seit vielen Jahren die schönsten Rad- und Wanderrouten und teilt seine Erlebnisse und Tipps online. Im Interview erzählt Thomas, was Radreisen für ihn so besonders macht, welche Touren ihn emotional berührt haben – und was er tun würde, wenn er morgen grenzenlos losradeln könnte.
Thomas, was war der Moment, an dem du wusstest: Das Fahrrad ist mehr als nur ein Fortbewegungsmittel für dich?
Meine erste lange Radtour in Frankreich, so ungefähr Anfang der 1990er. Damals bin ich völlig unbedarft losgeradelt, ohne Training mit vollem Gepäck über die Vulkane der Auvergne. Am ersten Anstieg wurden wir von einer Gruppe Rennradler überholt und diese feuerten uns an „Allez-Allez-Allez!“. Als wir dann oben am Col waren, winkten sie uns heraus und luden uns zu ihrem Picknick ein, fragten was wir trinken wollen. Wir sagten natürlich „Wasser“, die Antwort war nur: „Rot, weiß oder Rosé?“ 🙂
Fahrradfahren verbindet, ist kommunikativ und schafft Nähe zu Gleichgesinnten, das ist mir damals erst so richtig bewusst geworden.
Auf eurem Blog Outdoor-Hochgenuss nehmen Silke und du uns mit auf unterschiedlichste Touren – was macht für dich persönlich eine Radtour zum echten Hochgenuss?
Für uns ist Radeln auf guten Radwegen oder verkehrsarmen Strassen ein Hochgenuss. Natürlich dürfen Highlights am Wegesrand nicht fehlen. Wir kaufen gerne regionale Erzeugnisse auf Märkten für unser Picknick, genießen dann schöne Aussichten, besonders wenn wir sie uns erarbeiten müssen, besichtigen auch gerne mal spannende Ausstellungen, am liebsten mit Radbezug, wie z.B. die Jan Ullrich Ausstellung im Schwarzwald und natürlich dürfen Einkehrmöglichkeiten unterwegs nicht fehlen.
Du bist schon viele Touren gefahren – gibt es eine Route, die dich emotional besonders berührt hat? Und warum?
Zusammen mit Silke war es sicherlich unsere bisher längste Tour, die Via Rhôna.
Auf diesen knapp 800 km haben wir so viel Unterschiedliches erlebt und erfahren, dass wir am Ende wirklich wehmütig waren, als das Ziel immer näher kam.
Wer möchte kann zu der Tour unseren Beitrag auf unserem Blog lesen: https://outdoor-hochgenuss.de/radweg-viarhona/.
Für mich alleine habe ich mir im letzten Jahr 2024 einen kleinen Traum erfüllt. Ich wollte schon immer die Einsamkeit Schwedens mit dem Rad erleben. Deswegen bin ich auch alleine geradelt, von Idre in Dalarna nach Stömne Värmland mit einem kleinen Umweg über Norwegen. Es war eine wunderbare Erfahrung ohne Planung einfach mit dem Zelt loszuradeln und zu sehen wie weit ich komme.
Foto: Thomas Rathay von www.outdoor-hochgenuss.de
Mit dem Alleinsein kam ich ganz gut klar, habe mich dann am Ende der Woche aber auch gefreut, als ich am Ziel in dem Rucksack Reisen Camp ankam, in dem schon seit vielen Jahren Outdoor-Fotokurse gebe und dadurch etliche Menschen kenne, mit denen ich am Abend meine erfolgreiche Tour gefeiert habe.
Was war das Ungewöhnlichste, das dir je auf einer Radtour passiert ist?
2024 bin ich drei Tage über die Schwäbische Alb geradelt. Einer der Tage war der Christi Himmelfahrts Feiertag. Meine Routenplanungs-App hat mich einen sehr steilen, rutschigen Wanderweg hochgeroutet (Du kannst dir denken welche App das war. ;-)), sodass ich das bepackte Fahrrad nicht mal mehr hoch schieben konnte, weil ich immer wieder weggerutscht bin. Also alle Taschen abschnallen und einzeln hochtragen war die Alternative. Als ich mit dem leeren Fahrrad oben angeschoben kam, stand eine Gruppe junger Burschen da, feierten den Herrentag und boten mir auch gleich ein Bier an. Ich meinte, statt des Bieres könnten sie mir lieber helfen meine Taschen hochzutragen. Ich konnte gar nicht so schnell gucken, wie die Taschen oben waren und die Jungs zum nächsten Fest weitergezogen sind. Ich war begeistert über die schnelle und unkomplizierte Hilfe. DANKE!
Wie planst du deine Touren – eher akribisch oder mit viel Spontanität? Und was hat sich dabei für dich bewährt?
Unterschiedlich. Wenn wir auf Recherchereisen sind, wird schon ziemlich akribisch alles geplant. Da müssen Termine eingehalten werden und Fotozeiten ermittelt, um das beste Licht nicht zu verpassen.
Sind wir alleine unterwegs darf´s gerne alles spontan sein, d.h. auch, dass wir dann mit dem Zelt unterwegs sind und schauen, wo wir was finden und zur Not auch mal in einer Schutzhütte übernachten. Wichtig ist nur, dass wir für den Morgen den Kaffeekocher dabei haben und möglichst an einem idyllischen Ort unseren „Hallo wach!“ Kaffee genießen können.
Foto: Thomas Rathay von www.outdoor-hochgenuss.de
Für die Planung nutzen wir tatsächlich noch sehr gerne Landkarten und Radreiseführer, weil wir dort noch etwas weiter weg von der Route Sehenswertes entdecken. Für die direkte Routenplanung greife ich dann auf GPX-Tracks zurück und passe diese in den bekannten Planungsplattformen auf unsere Bedürfnisse mit allen Abstechern an. Oben in der Lenkertasche steckt dann ein Tablet, das uns den Weg weist und auch noch als Arbeitsgerät am Abend nutzbar ist.
Gibt es eine Route, die du als völlig unterschätzt bezeichnen würdest – also ein echter Geheimtipp für Radreisende?
Die BLOCKLINE im Erzgebirge fällt mir da sofort ein. Sie ist zwar als Mtb-Rundtour konzipiert, aber etwas versierte Fahrer können die Tour auch mit Trekkingrädern fahren. Die Tour und die ganze Gegend würde ich für Radler noch als Geheimtipp in Deutschland ansehen.
Wer, so wie wir, Frankreichliebhaber ist, sollte sich mal die „P’tites Routes du Soleil“ ansehen. Auf kleinen, ziemlich leeren Strassen Südfrankreichs kann man da Pässe sammeln und am Ende im Mittelmeer baden.
Wenn du einen Wunsch frei hättest: Wohin würdest du morgen mit dem Rad aufbrechen – ohne Grenzen und ohne Zeitlimit?
Gute Frage! Eine Idee gärt schon lange in unseren Köpfen. Wir möchten gerne mal von Silkes Heimat (Stuttgart in BW) in meine Heimat (Wandlitz in Brandenburg) quer durch Deutschland radeln. Nicht unbedingt die kürzeste Strecke, sondern lieber die interessanteste. An Flüssen entlang z.B. oder/und verschiedene Fernradwege kombinieren, um dann gen Norden zu gelangen.
Eine zweite Idee wäre direkt vor der Haustüre in Stuttgart startend über Frankreich und Spanien nach Marokko zu radeln und dann über Portugal, Irland, Großbritannien, Skandinavien zurück zu fahren. Das könnte natürlich auch eine Route von Stuttgart nach Brandenburg sein, mit einem etwas größerem Umweg. 😉
Ihr wollt mehr über die Touren von Thomas & Silke erfahren?
Dann besucht ihre Website mit spannenden Radtour-Berichten unter: https://outdoor-hochgenuss.de