Wir sind über Christi Himmelfahrt einen Abschnitt des Lahnradwegs gefahren und waren insgesamt 2,5 Tage auf dem Rad unterwegs. Wie es uns gefallen hat und was wir so erlebt haben, gibt’s hier zu lesen.
Unsere Etappen am Lahnradweg waren wie folgt:
- Tag: Anreise nach Gießen und Fahrt bis Wetzlar: ca. 20km
- Tag: Gießen nach Limburg an der Lahn: ca. 70km
- Tag: Limburg an der Lahn nach Koblenz: ca. 70km
1. Tag: Anreise nach Gießen und Fahrt bis Wetzlar: 20km
Die Anreise nach Gießen war für uns recht kurz, da wir allerdings am Feiertag angereist sind, war die Bahn leider recht voll und daher waren wir sehr froh, als wir in Gießen am Bahnhof angekommen sind.
Erstmal ging es Richtung Innenstadt, vorbei am Zeughaus der Justus-Liebig-Universität Gießen, welches im 16. Jahrhundert als Waffenlager erbaut und später originalgetreu wiederaufgebaut wurde. Heute beherbergt es Teile des Geographie-Instituts und eine Zweigbibliothek.
Dann sind wir weitergeradelt zum Botanischen Garten und dem Museum für Gießen. Im Botanischen Garten sind keine Fahrräder erlaubt, es gibt allerdings direkt davor Fahrradständer, an denen man die Räder gut anschließen kann. Im Museum für Gießen kann man auch einen kleinen Turm hochsteigen (ich habe mitgezählt, es waren 101 Stufen) und erhält einen schönen Blick über die Stadt.
Der Botanische Garten ist der älteste in Deutschland, der sich noch an seinem ursprünglichen Ort befindet und nie verlegt wurde. 1609 schenkte der Landgraf Ludwig der V. von Hessen-Darmstadt der zwei Jahre zuvor eröffneten Universität ein Stück Land zur Anlage eines „Hortus Medicus“, eines Heilpflanzengartens.
Ein kurzer Besuch lohnt sich, vor allem die Gewächshäuser geben ein kurzes Gefühl von einem Blitzbesuch in den Tropen.
Anschließend ging es für uns weiter zum Mathematik um Gießen, recht nah am Hauptbahnhof, bevor wir dann die erste Etappe von 20 Kilometern angetreten sind.
Das Mathematikum in Gießen ist das erste Mitmach-Museum für Mathematik weltweit. Besucher können hier an über 200 interaktiven Stationen spielerisch mathematische Phänomene entdecken. Das Museum ist grundsätzlich für jedermann geeignet, bietet sich aber vor allem für Familien mit Kindern an, um spielerisch etwas über Mathematik zu lernen. Auch wir konnten einige Interessante Phänomene und Zusammenhänge auf neue Art und Weise lernen und erleben, wie beispielsweise die Erfahrung, einmal in einer riesengroßen Seifenblase zu stehen.
Nach einer knappen Stunde haben wir uns also auf den Weg gemacht, unsere erste Etappe am Lahntalradweg zu fahren.
Die erste Etappe führte uns meist auf einem separaten Radweg entlang kleiner Orte auf befestigtem Untergrund an unser Tagesziel Wetzlar. Die Tour war entspannt mit 20 Kilometern und einfach zu bewältigen. Übernachtet haben im Roomingtons Hotel Wetzlar, ehemals Achat Hotel. Der Abstellbereich für Räder hat nicht ganz unseren Vorstellungen entsprochen, weil es nicht überdacht war.
Dafür war der Bereich direkt neben der Rezeption, welche allzeit besetzt ist, was uns wiederum ein gutes Gefühl gegeben hat. Die Zimmer waren recht einfach eingerichtet und etwas in die Jahre gekommen. Dafür hat uns die Auswahl beim Frühstücksbuffet sehr positiv überrascht.
Zu Abend gegessen haben wir im Restaurant Cullinarik Wetzlar und wir waren mehr als glücklich mit dem Essen. Das Restaurant war das Beste auf der ganzen Tour und wir können es absolut weiterempfehlen.
Im Anschluss sind wir noch etwas durch Wetzlar spaziert und haben uns ein wenig in das süße Städtchen verliebt, welches einen grünen Gürtel um die gesamte Stadt hat.
An der Lahn gibt es eine kleine Insel mit etlichen Biergärten, welche zum Verweilen einladen und von denen man einen super Blick auf die alte Lahnbrücke hat. Auch wir konnten nicht widerstehen und haben noch einen Apfelwein und ein Aperol Spritz genossen.
Dann sind wir eigentlich nur noch müde von der Anreise ins Bett gefallen und haben uns auf den nächsten Tag gefreut.
2. Tag: Wetzlar bis Limburg an der Lahn: 70km
Wir sind aufgewacht bei Sonnenschein und voller Vorfreude auf die bevorstehende Tour.
Die erste Etappe bis Weilburg war leider nicht so schön, da der Radweg immer mal wieder an Autobahn verlaufen ist und man so, wenig von der Lahn hatte und zusätzlich eine hohe Geräuschkulisse. Etwa ab Weilburg änderte sich das dann schlagartig zu einem traumhaften Weg, der fast durchgängig neben der Lahn verlief und nur hin und wieder einen kurzen Abschnitte mit Schotter vorwies.
Weilburg ist ein sehr tolles Städtchen, der einzige Nachteil ist, dass es erhöht liegt und man sich das Mittagessen somit erarbeiten muss. Was wir auch getan hatten und dann einen tollen Ausblick bei Tommys Restaurant inklusive leckerem Mittagstisch und anschließendem Kaffee.
In Weilburg haben wir noch das Schloss und den Schlossgarten angesehen und sind etwas durch die Innenstadt gelaufen, bevor wir den zweiten Teil unserer Etappe angetreten sind. Das Schloss kann nur mit einer Führung besichtigt werden, welche je nach Jahreszeit ab 10 Uhr bis 15 bzw. 16 Uhr möglich sind.
Fährt man auf dem Lahnradweg weiter und erfreut sich auf der nun abwärtsgerichteten Steigung, kann man das Schloss von Weilburg samt Lahnradweg nochmal von unten betrachten, was auch einen tollen Blick ermöglicht.
Wer auf der Weiterfahrt Lust auf Kaffee & Kuchen hat, kann in der Lahntalschänke einen kurzen Stop einlegen und etwas Energie tanken.
Den weiteren Teil des Weges haben wir sehr genossen, immer mal wieder sind wir Kanufahrern begegnet, die das gute Wetter für eine Fahrt auf dem Wasser genutzt haben und wir waren sehr glücklich über die lange Fahrt der Lahn entlang, was einfach direkt doppelt Spaß bereitet.
In Limburg angekommen bin ich noch schnell zum Dom gefahren, bevor dieser schließt, welcher sich auch auf einem kleinen Berg befindet und so einen schönen Blick über die Stadt Limburg eröffnet. Die Stadt selbst hat sehr schöne Ecken, am besten ist es man hält sich an die Altstadt und sucht sich ein süßes Restaurant in einer der verwinkelten Ecken.
Wir waren bei einem Italiener an diesem Abend essen. Das Essen war in Ordnung, aber nicht so, dass wir eine großartige Weiterempfehlung aussprechen würden.
Übernachtet haben wir in Limburg in einer Ferienwohnung, die unserer Ansicht nach die beste Unterkunft auf dem Trip war. Sie war extrem sauber, geräumig und es gab auf dem Parkplatz einen separaten Container in dem man die Räder einschließen konnte. Es gab auch eine kleine Küchenzeile und eine Kaffeemaschine (leider mussten wir selbst Pads kaufen, aber der Supermarkt ist wirklich sehr nah um die Ecke) und so konnten wir ein entspanntes Frühstück genießen und ein Lunch zum Mitnehmen vorbereiten.
3. Tag: Limburg an der Lahn nach Koblenz: 70 km
Unsere bereits letzte Etappe am Lahnradweg startete Samstags und es waren wieder etwa 70 Kilometer geplant. Auch der heutige Tag verlief häufig direkt an der Lahn, was den Radweg auch wirklich besonders angenehm macht. Es gab eine Etappe auf einer Schnellstraße, geteilt mit Autos, allerdings sind wir keinen begegnet und ein paar Abschnitte über Feldwege, sowie eine kräftige Steigung bei Obernhof.
Recht zu Beginn bei Diez wollten wir uns das Schloss Oranienstein anschauen, allerdings ist dies nur mit Führungen möglich und war zu der Uhrzeit noch geschlossen. Schloss Oranienstein in Diez wurde im 17. Jahrhundert als Witwensitz der Fürstin von Nassau erbaut und dient seit dem 19. Jahrhundert militärischen Zwecken. Heute ist es ein Standort der Bundeswehr und beherbergt ein Museum zur Geschichte des Hauses Nassau-Oranien. Besucher können das Schloss nur im Rahmen von Führungen besichtigen – Ausweis nicht vergessen.
Weiter ging die Reise entlang der Lahn über Obernhof. Kurz hinter Obernhof kommt eine kräftige Steigung hoch zum Kloster Arnstein, die es in sich hat. Ich habe irgendwann aufgegeben und mein Rad geschoben, weil es zu steil war und zu lange dauerte. Oben angekommen erreicht man das Kloster Arnstein. Die Nonnen vor Ort sind sehr hilfsbereit und haben mir auch die Kapelle und den Speisesaal gezeigt. Wer möchte kann in dem Klosterladen selbstgemachte Marmelade, Honig und weitere Leckereien kaufen oder sich mit einem Kaffee & Kuchen für den steilen Anstieg belohnen.
Eine Besucherin des Klosters und Mountainbikerin sagte mir allerdings, dass man die Steigung auch über eine Straße umfahren kann. Da wir nach den Schildern gefahren sind, war uns dass nicht bewusst und wir haben ein paar extra Kalorien verbrannt.
Weiter ging es nach Nassau, was noch knapp 10 Kilometer waren. Wir hatten sehr Lust auf einen Kaffee & Kuchen, befürchteten jedoch, dass das Wetter eventuell nicht mithalten würde und wollten daher lieber noch weiter bis Bad Ems fahren, was nochmal etwa 10 km sind.
Wer möchte und Zeit hat, kann in Nassau das Café Lieblingsstück besuchen. Hier werden die Kuchen noch von Hand gemacht und man kann sich bei der Wahnsinns-Auswahl wirklich nur schwer entscheiden.
Außerdem spannend in Nassau ist die Burg Nassau, wir waren allerdings von dem steilen Anstieg kurz zuvor bedient, und fuhren direkt nach Bad Ems weiter.
Bad Ems ist eine traditionsreiche Kurstadt an der Lahn in Rheinland-Pfalz, die für ihre 15 Thermal- und Heilquellen bekannt ist. Im 19. Jahrhundert war sie ein beliebter Treffpunkt europäischer Monarchen und Künstler und wurde 2021 als Teil der „Great Spa Towns of Europe“ zum UNESCO-Welterbe erklärt.
Weil die Stadt eines der bekannten Gesichter des Lahnradwegs ist, machten wir hier Halt auf eine Erfrischungsgetränk und etwas Süßes und genossen den Blick auf das wunderschöne Kurhaus.
Das Kurhaus in Bad Ems wurde 1715 als Nassauer Badehaus errichtet und bildet das Zentrum des Kurviertels der Stadt. Heute beherbergt es das Häcker’s Grandhotel sowie das Maharishi Ayurveda Gesundheitszentrum. Das denkmalgeschützte Gebäude ist ein bedeutendes Beispiel barocker Bäderarchitektur.
Kaum hatten wir wieder Energie getankt, bemerkten wir, dass sich die Gewitterfront doch etwas schneller zu bewegt.
Also sind wir die letzten 15 Kilometer doch recht schnell gefahren, um dem Regen zu entfliehen. So bemerkten wir das Ende des Lahnradwegs nur beiläufig, da wir in Lahnstein ankamen und nun eine kurze Teilstrecke des Rheinradwegs bis nach Koblenz fuhren, was ein kurzer, aber schöner Streckenabschnitt war.
Unser schnelles Radeln wurde belohnt, denn keine 5 Minuten, nachdem wir im Hotel Trip Inn Hotel Hamm in Koblenz angekommen waren, begann es in Strömen zu regnen und zu gewittern.
Das Hotel ist leider etwas in die Jahre gekommen. Uns störte vor allem der lange Teppichboden, wir hatten aber ein recht großes Zimmer bekommen, was etwas entschädigte. Unter dem Hotel befindet sich eine Bar vor der immer mal wieder Menschen sitzen und sich laut unterhalten, kurz nach 22 Uhr hatte sich das aber glücklicherweise erledigt.
Unsere Fahrräder waren in der mit Rolltor versehenen Tiefgarage in einem separaten Fahrradkeller untergebracht, der nachts ab 20 Uhr auch abgeschlossen ist, sodass man nicht mehr an die Räder rankommt. Uns war es recht, trotz recht langen Fußmarsches in die Stadt (knapp 30min) wollten wir uns gerne etwas anders bewegen als über den Tag hinweg.
Gegessen haben wir im 60 seconds Napoli und fanden das Essen sehr lecker und innovativ.
Anschließend sind wir noch zum Deutschen Eck spaziert und haben uns ein leckeres Eis im eGeLoSla gegönnt.
Koblenz ist wirklich eine sehr schöne Stadt mit wunderschönen Ecken. Bereits bei unserer Tour am Moselradweg haben wir uns die Burg Ehrenbreitstein angesehen und waren von der schönen Altstadt begeistert.
Die Festung Ehrenbreitstein thront 118 Meter über dem Rhein in Koblenz und ist die zweitgrößte erhaltene Festung Europas. Errichtet zwischen 1817 und 1828 auf den Ruinen einer mittelalterlichen Burg, diente sie einst dem Schutz des Mittelrheintals und beherbergt heute das Landesmuseum Koblenz mit vielfältigen Ausstellungen.
Das Deutsche Eck in Koblenz ist die berühmte Landzunge, an der Rhein und Mosel zusammenfließen. Es ist bekannt für das monumentale Reiterstandbild von Kaiser Wilhelm I. und gilt als nationales Symbol der deutschen Einheit.
Außerdem sehenswert ist das kurfürstliche Schloss in Koblenz. Das Kurfürstliche Schloss in Koblenz wurde im 18. Jahrhundert für Kurfürst Clemens Wenzeslaus erbaut und nach dem Zweiten Weltkrieg wiederaufgebaut. Heute beherbergt es Bundesbehörden und bietet repräsentative Räume für Veranstaltungen, umgeben von einem frei zugänglichen Schlossgarten.
Fazit Lahnradweg
Wir haben den Lahnradweg von Gießen bis Koblenz mit den kleinen Städtchen entlang der Lahn sehr genossen, die Strecke war hervorragens ausgeschildert und gut ausgebaut. Umleitungen waren sehr gut erklärt und einfach zu finden. Wegbeschaffenheit war zu 90-95 % befestigt und bis auf die starke Steigung beim Kloster Arnstein (die man umgehen kann), ist die Strecke auch für Familien & Kinder sowie Anfänger geeignet.
Da der Radweg so häufig am Fluss oder an Feldwegen entlangführt, ist er sehr angenehm zu fahren und man kann entlang der Route hier und da auch etwa ansehen, wird aber nicht mit Sehenswürdigkeiten und Optionen überlagert, sodass man sich voll und ganz auf das Genießen des Radfahrens freuen kann.
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