Ich bin dieses Jahr zum ersten Mal eine mehrtägige Radtour alleine gefahren. Insgesamt 200 Kilometer entlang des Altmühltalradwegs, bei nicht unbedingt bestem Wetter. Dabei habe ich viele Erkenntnisse gewonnen, die für mich stellenweise auch überraschend waren.
- Ausflüge entlang der Route machen Spaß – auch alleine
Mir hat es besonders viel Freude bereitet, unterschiedliche Stationen entlang des Radwegs anzuschauen. Egal ob das mittelalterliche Kriminalmuseum in Rothenburg ob der Tauber, die Burgruine Obere Veste in Treuchtlingen oder die Vogelinsel auf dem Altmühlsee, diese Zwischenstopps haben die Fahrradtour für mich unglaublich aufgewertet. Man hatte das Gefühl nicht nur die Natur, sondern auch die Umgebung durch die Radtour besser kennenzulernen.
Die größte Herausforderung für mich war dabei, mich nach einer anstrengenden Radtour noch aufzuraffen und ein paar Sehenswürdigkeiten anzuschauen. Aber ich habe es tatsächlich nie bereut, auch nicht, wenn ich dafür nochmal einige Höhenmeter hochfahren musste, um eine Burgruine anschauen zu können. - Es ist nicht ratsam, die ganze Zeit die zurückgelegten Kilometer zu beobachten
Ich bin ein recht zahlengetriebener Mensch, der gerne den Status Quo betrachtet und analysiert, was noch zu tun ist, um zum Ziel zu kommen. Wenn man allerdings auf dem Fahrrad unterwegs ist und dazu noch alleine, neigte zumindest mein Blick etwas zu häufig zu den bereits gefahrenen Kilometern. Das hatte zur Folge, dass ich manchmal meine Umgebung nicht so wirklich wahrgenommen habe und das ist ja eigentlich einer der Hauptgründe, weshalb ich eine Radtour machen möchte: Um mitten in der Natur zu sein und mich ein Stück weit wieder zu erden.
Als ich realisiert habe, wie automatisch mein Blick immer wieder auf meinen Tacho geht, habe ich ab Tag 2 beschlossen, diesen auf die Uhrzeit einzustellen und somit die Kilometer-Anzahl nicht beobachten zu können. Da ich nach Schildern gefahren bin, hatte man trotzdem hier und da eine Information, wie viel man schon geschafft hatte und dennoch konnte ich mich mehr auf die Radtour einlassen. - Man kann sich während des Radfahrens tatsächlich langweilen
Der erste Punkt war direkt für mich auch eine der größten Überraschungen. Ich bin ein Mensch der sehr gut auch alleine sein kann und die Ruhe für sich gerne genießt. Allerdings benötigt man für so eine Strecke von 70 Kilometern am Tag mit dem Fahrrad schon zwischen 5-6 Stunden, wenn man sich auf dem Weg noch etwas ansehen möchte oder hier und da auch mal einen Halt einlegen will. Nun denken sicher viele, dass man heutzutage ja einen Podcast oder Hörbuch hören kann – doch da hatte sich mein Handy etwas anderes überlegt. Das Problem war, dass durch das schlechte Wetter, scheinbar etwas Feuchtigkeit in mein Handy gekommen ist und ich es somit mit meiner super vorbereiteten Powerbank leider nicht laden konnte. So war ich gezwungen den verbleibenden Akku von knapp 30 % als Reserve aufzusparen und demnach auch nur nach Schildern zu fahren.
Und was soll ich sagen, aber das war das Beste was mir hätte passieren können. Ich war so viel mehr im Moment, konnte die Natur genießen und meinen Gedanken freien Lauf lassen. Tatsächlich ist die Beschilderung am Altmühltalradweg hervorragend, man benötigt (außer bei der Fahrt zum Hotel) wirklich keine separate Navigation.
Auch wenn das etwas verrückt klingt, aber die Langeweile hatte auch etwas wirklich Schönes an sich, heutzutage ist man ja eigentlich immer beschäftigt und hat gar keinen Raum mehr, sich zu langweilen. Es war eine interessante Erfahrung, mit der ich so einfach nicht gerechnet hatte.
Ich kann also jeder und jedem nur empfehlen, mal eine Radtour alleine zu machen. Man lernt einiges über sich selbst und für mich war der Aspekt des Abschaltens auch relativ hoch, einfach weil man nicht über alltägliche Dinge gemeinsam gesprochen hat, sondern sich 100 %ig auf sich selbst konzentrieren konnte.
Falls sich jemand Unterstützung bei der Planung einer mehrtägigen Radtour wünscht, steht unser Routenplaner jederzeit zur Verfügung, hier finden sich auch von uns recherchierte Ausflugstipps und fahrradfreundliche Hotels. Wir sind aber natürlich auch immer per E-Mail erreichbar, falls weitere Fragen auftauchen sollten.