Unsere Tour am Altmühltalradweg

Der Altmühltalradweg verläuft durch Bayern, von Gunzenhausen bis Kelheim, auf knapp 170 Kilometern. Wer möchte kann auch schon in Rothenburg ob der Tauber starten und nochmal weitere 80 Kilometer addieren. Wir sind die Tour von Rothenburg ob der Tauber bis Beilngries gefahren, was ziemlich genau 200 Kilometer sind. Die letzten 50 Kilometer bis nach Kelheim mussten wir aus Zeitgründen leider auslassen. Wir berichten nachfolgend über unsere Tour, die einzelnen Etappen und geben Tipps für Ihre Tour an der Altmühl.

1. Tag: Ankunft in Rothenburg ob der Tauber

Wir haben uns entschieden, den ersten Tag als Anreisetag zu nutzen. Denn von Karlsruhe bis nach Rothenburg ob der Tauber sind es etwa 5h Anfahrt mit der Deutschen Bahn, so dass wir am nächsten Tag direkt morgens starten können. Übernachtet haben wir im Gästehaus Eberlein in Rothenburg, wir waren sehr zufrieden mit dem Preis-Leistungs-Verhältnis und würden dort auch wieder übernachten. Die familiengeführte Pension liegt nicht direkt im Zentrum, dieses ist aber fußläufig (oder natürlich mit dem Rad) einfach zu erreichen. An dem Abend haben wir uns noch mit ein paar Snacks für den morgigen Tag ausgestattet und die Tour noch einmal mit allen Ausflügen entlang der Route final angeschaut.

Rothenburg ob der Tauber

Rothenburg ob der Tauber hat uns enorm begeistert, denn die Stadt hat einen wunderschönen Kern mit romantischen Häusern, wirkt auf positive Weise nicht modernisiert und beeindruckt alleine beim durch die Straßen schlendern.

2. Tag: Rothenburg ob der Tauber bis Ornbau (70 km)

Am Morgen des zweiten Tages sind wir direkt um 10 Uhr ins mittelalterliche Kriminalmuseum gegangen. Leider waren wir am Tag zuvor zu spät, um es nachmittags noch zu besuchen, so dass wir uns etwa 1h 15min in dem Museum umgesehen haben und viel über die Gesetzmäßigkeiten im Mittelalter lernen durften. Das Museum hatte viele Ausstellungsstücke, wir fanden beispielsweise die diversen Masken sehr interessant. Denn früher mussten Menschen, die „Vergehen“ begangen haben, Masken anziehen und sich damit zur Schau stellen.
Angefangen bei einer Schandmaske, die wahrscheinlich zur Bestrafung von anzüglichen Witzen genutzt wurden, der sogenannte „Hausdrache“ für geschwätzige Frauen oder eine Schandmaske für „böse Männer“.


In dem Museum lernt man außerdem, wie früher ein Anklage- und Gerichtsprozess ablief. Eine erschreckende Erkenntnis für uns war, dass „Hauptbeweismittel“ im Mittelalter der Reinigungseid war. Mit dem Eid konnte man sich vom Verdacht reinigen, man schwur, kein Unrecht begangen zu haben. Wenn der Reinigungseid fehlgeschlagen ist, durch stottern oder versprechen oder wenn man nicht berechtigt war einen Eid abzulegen (Frauen, Unfreie und Ehrlose) griff man auf Gottesurteile zurück, nämlich einen Zweikampf, eine Wasser-, Feuer-, oder Bahrprobe.

Was wir außerdem gelernt haben ist woher die Begrifflichkeit „sich gerädert fühlen“ kommt. Dies war nämlich früher eine schmerzvolle Hinrichtungsart, bei der Arme und Beine gebrochen und die Gliedmaßen des Verurteilten zwischen die Speichen eines Rads geflochten wurden.

So richtig los ging es dann gegen viertel nach 11 auf unserer ersten Etappe mit direkt 70 Kilometern. Die Sonne schien und wir waren voller Vorfreude. Leider begegneten wir der Altmühlquelle erst nach 25 Kilometern, wir hatten früher damit gerechnet. Generell war der erste Tag hier und da immer mal wieder auf oder neben einer Landstraße, die zwar nicht viel befahren war, aber dennoch fuhren wir die ersten 70 Kilometer über Dörfer und Felder ohne viele Berührungspunkte mit der Altmühl zu haben.

Begegnung mit der Altmühl in Ornbau

Tatsächlich lag unser Hotel für diese Nacht, der Landgasthof zum Angerwirt, direkt an der Altmühl und versprach dann eine andere Tour für Etappe 2. Das Hotel war relativ klein, die Zimmer hingegen sehr geräumig und modern und bot für das Abendessen eine gut-bürgerliche Karte an, wofür wir sehr dankbar waren. Auch das Frühstück war sehr auf unsere Bedürfnisse abgestimmt, dieses Hotel würden wir auch weiterempfehlen.

3. Tag: Ornbau bis Eichstätt (82 km)

Auf den heutigen Tag haben wir uns besonders gefreut, denn die Strecke führt direkt an der Altmühl entlang. Leider hatten wir die erste Hälfte etwas Pech mit dem Wetter, denn es war sehr neblig, aber das hat dem Ganzen etwas Mystisches verleiht, denn die Tour ging entlang des Altmühlsees, der den Nebel natürlich besonders anzog.

Altmühlsee mit Vogelinsel

Auf dem Altmühlsee befindet sich eine Vogelinsel, welche ein großes Naturschutzgebiet ist und etwa die Hälfte des Sees einnimmt. Hier brüten über 300 Vogelarten, darunter auch seltene Wasservögel. Auf einem Rundweg bekommt man einen Eindruck von dem Gebiet und kann auf dem Aussichtsturm einen kurzen Blick auf die Natur aus Vogelperspektive erhaschen.

Nach der Tour neben dem Altmühlsee ging es weiter über Gunzenhausen, den offiziellen Start des Altmühltalradwegs bis nach Treuchtlingen. Auf etwa der Hälfte der Tagesetappe kommt man in Treuchtlingen an. Dort sind wir direkt zur Touristeninformation gefahren, um den Schlüssel für die Burgruine Obere Veste abzuholen.

Die Burgruine liegt auf einem Hügel über der Stadt Treuchtlingen und bietet einen tollen Blick. Ehemals diente die Burg als umfassende Wehranlage, heute finden hier im Sommer Theatervorstellungen statt und alle drei Jahre auch ein historisches Burgfest.

Auf dem weiteren Weg Richtung Eichstätt passiert man die 12 Apostel Felsen, welche die Reste eines Riffgürtels im tropischen Jurameer sind. Die hellen Felsen sind durch Risse zerteilt und durch die Erosion als freistehende Felsen herauspräpariert worden. Der Radweg führt direkt daran vorbei, man kann es also nicht verpassen.

In Eichstätt angekommen sind wir begeistert von der kleinen Stadt mit Universität. Das Stadtbild wirkt auf uns romantisch, der Marktplatz mit den umliegenden Cafés und die vielen kleinen Straßen sind schön anzusehen und lassen in uns das Gefühl aufkommen, dass wir am liebsten noch einen Tag mehr hier verbringen würden, auch weil wir es nicht geschafft haben, alle Ausflugstipps auf unserer Liste zu besuchen.

Sommerresidenz Universität Eichstätt

Einen Besuch wert ist definitiv das Gelände der Sommerresidenz mit Hofgarten (siehe Foto), der heutige Verwaltungssitz der katholischen Universität von Eichstätt-Ingolstadt. Der Hofgarten lädt mit seinen 180 Bäumen und Sträuchern aus über 50 verschiedenen Arten zum Verweilen ein.

In Eichstätt haben wir in dem Gästehaus Sonne übernachtet. Das Frühstück war phänomenal und die Zimmer zwar etwas in die Jahre gekommen, aber dafür hat es an Gastfreundschaft nicht gemangelt. Wer abends noch einen Tee oder Kaffee möchte, findet eine kleine Selbstbedienungs-Ecke.

Insgesamt waren die 82 Kilometer eine anstrengende Etappe, die wir so nicht nochmal planen würden, sondern lieber einen Stop mehr einbauen oder eine kürzere Gesamttour fahren würden. Denn alleine der Altmühlsee mit seinen 300 Vogelarten hat so viel zu bieten, dass es viel zu schade ist, hier nur eine halbe Stunde zu verbringen.

4. Tag: Eichstätt bis Beilngries (46 km)

Der vierte Tag war genau genommen unser letzter Tourentag, denn am 5. Tag hatten wir lediglich zum Bahnhof eine Anreise von 10 Kilometern vor uns.
Bei unserer letzten Etappe sind wir für unsere Verhältnisse sehr früh losgefahren, um dem Regen etwas zu entgehen (bzw. zu entfahren).
Auf dem Weg sind wir noch am Römerkastell Vetoniana vorbeigefahren, was zwar nur etwa 200m von der Route entfernt liegt, aber ordentlich Höhenmeter verlangt. Geschafft haben wir es natürlich trotzdem.

Das römische Kastell Vetoniana wurde etwa 90 n. Chr. angelegt, welches leider im 3. Jahrhundert durch einen Brand vernichtet wurde. Heute kann man hier eine Mauer- bzw. Turm-Rekonstruktion besichtigen, die ein Gefühl für das damalige Kastell geben soll. Das Kastell diente hauptsächlich zur Überwachung und Sicherung des angrenzenden Talbereichs und des etwa 10 km entfernten Limes.

Weiter ging es Richtung Beilngries. Die Tour verläuft auf dieser Etappe wieder häufiger ein paar Meter entfernt von der Altmühl, aber meistens durch verkehrsberuhigte Bereiche oder Fahrradwege. Uns hat besonders gut gefallen, dass hier häufiger Abschnitte durch den Wald verliefen, da wir unsere Tour im Herbst gemacht haben, konnten wir die Farbenpracht der Bäume genießen. Auf den letzten 10 Kilometern fing es dann leider an stark zu regnen, sodass wir diese Strecke tatsächlich nur noch so schnell wie möglich abschließen wollten. In Beilngries angekommen durften wir schon um 12 Uhr in die Pension Merbald einchecken, was wir durchnässt unglaublich zu schätzen wussten. Die Pension hat 3 Zimmer und befindet sich in dem Haus der Familie Merbald. Frau Merbald kümmert sich mit viel Herzblut um ihre Gäste und wir haben uns sehr wohlgefühlt.

Da gegen späten Nachmittag das Wetter doch noch etwas besser wurde, konnten wir uns noch zwei Sehenswürdigkeiten in Beilngries anschauen: Der Sulzpark direkt in Beilngries und die Sinterstufen am Ortsrand von Beilngries (daher empfiehlt sich auch erneut auf das Fahrrad zu steigen).

Der Sulzpark ist ein kleines, erholsames Paradies in Beilngries. Hier gibt es einen Fisch- und Naturlehrpfad, ein Wassertretbecken (Kneippanlage) und einen Barfußpfad zu entdecken. Wenn Sie Ihren Füßen etwas Abwechslung gönnen wollen, ist das ein guter Ort für eine kleine Pause.

Die Sinterstufen bei Beilngries sind ein besonders zauberhaftes Naturspektakel, bei dem sich kristallklares Wasser auf Naturstufen mit Moos sammelt und hinunterfliest. Die Stufen sind naturgemacht und etwa 40 Meter lang sowie 25 Meter breit und bieten einen idealen Lebensraum für Tiere, da das Wasser alljährlich bei etwa 8 Grad liegt. Als wir dort waren befand sich leider kein Wasser auf den Stufen, aber schön war es trotzdem, man sollte nur nicht zu viel erwarten. Außerdem wissenswert ist, dass die Stufen direkt an einer Kreuzung auf einer Straße sind, daher nicht abschrecken lassen von der etwas seltsamen Lage.

5. Tag: Rückfahrt von Kinding (Allgäu) (10 km)

Die Rückfahrt verlief unspektakulär. Die Anfahrt zum Bahnhof war relativ beschwerlich, das lag vor allem an dem strömenden Regen der auf uns wartete. Aber nach einer guten halben Stunde waren wir am Bahnhof Kinding angekommen und haben uns auf die 4-stündige Zugfahrt gefreut, um die gefahrene Tour an der Altmühl etwas Revue passieren zu lassen und zu entspannen.

Fazit Altmühltalradweg

Wir hatten eine schöne Radtour an der Altmühl und haben vor allem die Orte in denen wir übernachtet haben, genossen. Was wir rückblickend anders machen würden ist die Streckenabschnitte etwas zu kürzen, um noch mehr Sehenswürdigkeiten einbauen zu können. Außerdem waren wir überrascht, dass die erste Etappe von 70 Kilometern weitestgehend fernab der Altmühl stattfanden, dennoch würden wir nochmal in Rothenburg ob der Tauber starten, weil uns der Ort unglaublich begeistert hat.

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