Interview mit Jörn

Jörn arbeitet beim Mountainbike Tourismusforum und hat uns ein bisschen mehr über deren Ziele und Herausforderungen erzählt.

Joern-Mountainbike-Tourismusforum

Für diejenigen, die noch nie einen Radurlaub mit dem Mountainbike unternommen haben, gibt Jörn außerdem ein paar hilfreiche Tipps, wie das auch zu einem wunderbaren Erlebnis werden kann. Er lässt uns auch wissen, was seine Lieblings-Mountainbike-Strecken sind. Vielleicht inspiriert das ja einige, diese auch zu erkunden?

Viel Spaß beim Lesen!

Wer steckt hinter dem Verband Mountainbike Tourismusforum und was für Ziele habt ihr?

Das Mountainbike Tourismusforum Deutschland wurde 2015 gegründet, um den heimischen Mountainbike-Tourismus zu fördern und zu professionalisieren. Wir haben alle relevanten Akteure, von Gastgebern über Guides bis hin zur Fahrradindustrie, zusammengebracht, um Deutschland als erstklassige MTB-Destination zu etablieren. 

Unsere Gründungsmitglieder kommen aus Regionalentwicklung, Tourismus und Breitensport. Mittlerweile sind wir ein vielfältiges Team aus verschiedenen Bereichen, das täglich daran arbeitet, das Biken in Deutschland voranzubringen. Wir engagieren uns nicht nur im touristischen Kontext, sondern auch in Projekten zur Förderung des Radfahrens bei Kindern und Familien mit niedrigem Sozialstatus. Forschungsprojekte und der Mountainbike-Monitor, die umfassendste europaweite Studie zum Mountainbiken, gehören ebenfalls zu unseren Aktivitäten.

Eines unserer Hauptanliegen ist das naturverträgliche Biken zu stärken. Wir kooperieren eng mit Forstbetrieben und Naturschutzverbänden. Eine Meta-Studie zu den Umweltauswirkungen des Mountainbikens haben wir bereits 2018 veröffentlicht und erst neulich haben wir ein Besuchermanagement-Toolkit für Schutzgebiete entwickelt, welches vom Bundesumweltministerium gefördert wurde. 

Dies ist aber nur ein kleiner Auszug aus unserer Verbandsarbeit, weitere Infos zu unseren Projekten findet man auf unserer Homepage: www.mtf.bike

Was ist aktuell eure größte Herausforderung?

Herausforderungen gibt es viele, aber wahrscheinlich ist das Image des Mountainbikens wohl immer noch die größte Hürde, wenn es um die Schaffung von offiziellen Bike-Angeboten geht. Hier ist noch oft das Bild vom rasanten, risikoreichen Extremsport in den Köpfen der Entscheidungsträger:innen. Doch dieses Bild ist verzerrt und hat mit der Realität wenig zu tun. Ein Blick in den nächstgelegenen Wald zeigt eine vielfältige Gruppe von Menschen, die beim Biken Ausgleich suchen, Natur genießen und abschalten. Technologische Fortschritte haben das Biken zugänglicher gemacht. Elektrifizierung demokratisierte den Zugang weiter, besonders für ältere Generationen.

Ein Blick in Studien und Statistiken unterstreicht den Eindruck aus dem heimischen Wald: so nutzen knapp 16 Millionen Deutsche ihre Mountainbikes regelmäßig für die Erholung in der Natur – das sind übrigens mehr Menschen als die Anzahl an Deutschen, die regelmäßig Fußball spielen. Ein Durchschnittsalter von knapp 40 Jahren zeigt deutlich, dass das Mountainbikeninmitten der Gesellschaft angekommen ist. Es ist längst keine Nische mehr, sondern unbestritten ein Breitensport.

Wie gelingt der Start in das Mountainbiking am besten und wie könnt ihr als Verband unterstützen?

Wie so vieles anderes auch, macht das Mountainbiken zusammen mehr Spaß als allein. Vor allem wenn man neu ist, empfiehlt es sich, die lokale Bike-Community ausfindig zu machen.

Manchmal ist es ein Verein, manchmal der örtliche Bike-Shop oder aber auch eine Facebook-Gruppe, über die man sich zu gemeinsamen Ausfahrten trifft und kennenlernt. Keine Scheu haben, jede*r hat mal klein angefangen! Eine MTB-Community nimmt gerne Neulinge in ihre Kreise auf und teilt neben der gemeinsamen Freude am Radfahren auch gerne ihre Erfahrungen. 

Falls die Community mal nicht aufzufinden ist, haben wir mit dem Bike-Booklet noch eine kleine Handreichung geschaffen, damit die ersten Erlebnisse auf dem Mountainbike dann auch wirklich unvergesslich werden! Was ist bei der Planung einer Tour zu beachten, wie habe ich mich in einem Notfall zu verhalten und was gibt es noch zu bedenken? Die Antworten auf diese und noch viele weitere Fragen findet man im Bike-Booklet.

Zudem unterstützen und beraten wir Kommunen und Regionen seit jeher dabei, zugängliche, niedrigschwellige und sichere Mountainbike-Angebote zu schaffen, so dass noch viel mehr Menschen die schönste Form des Radfahrens genießen können. 

Warum sollte man auch mit dem Mountainbike einen Radurlaub unternehmen?

Es ist einfach nochmal etwas ganz anderes, wenn man eine Region auf schmalen Pfaden erkundet, tief in die stillen Wälder eintaucht und ja, wirklich eins mit der Natur wird. Und – wie bereits erwähnt – bieten die deutschen Mittelgebirge enorm viel Potenzial für unvergessliche Momente im Sattel. 

Mit dem Mountainbike quer durch den Pfälzerwald, dem größten Waldgebiet Deutschlands, zu fahren ist beispielsweise ein Naturerlebnis der Extraklasse. Das schauen wir uns übrigens mit den Teilnehmenden des achten deutschen MTB-Kongress im Juni 2024 auch noch einmal live an.

Was ist deine Lieblings-Mountainbike-Strecke oder -Gebiet in Deutschland?

Keine einfache Frage, da ich alle Facetten des Bikens liebe, egal ob bergauf oder bergab. Für ausgedehnte Touren schätze ich die Weite und die unberührte Natur des Fichtelgebirges sehr. Aber auch im hessischen Spessart sammle ich gerne Kilometer und Höhenmeter und suche die Herausforderung bei den Abfahrten auf den benachbarten Hahnenkammtrails. 

Fichtelgebirge-Mountainbike
Fichtelgebirge

Auf den Bergen des südlichen Schwarzwalds rund um Freiburg begann vor über 20 Jahren meine Leidenschaft zum Mountainbiken. Mittlerweile bin ich hier hingezogen, so dass ich die Trails des Mountainbike Freiburg e. V. tagtäglich unter die Räder nehme und kaum mehr woanders hinmöchte. Die Selbsterfahrung lohnt sich!