Interview mit DIMB

Mehrtägige Radtouren machen euch Spaß, aber Mountainbiken eben auch?
Wir haben ein Interview mit Sonja Schreiter von der Deutschen Initiative Mountainbike e.V. kurz DIMB geführt und erfahren, was die Branche gerade beschäftigt, wie viele Fahrräder Sonja besitzt und am Ende hat Sonja auch ein paar Tipps für eine mehrtägige Radtour mit dem Mountainbike.

Sonja Schreiter DIMB
Sonja Schreiter DIMB

Was ist die dimb und was für eine Aufgabe hast du?

Die Deutsche Initiative Mountainbike e.V. (DIMB) wurde 1991 aufgrund aufkommender Verbote für Radfahrende (Stichwort 2m-Regel Baden-Württemberg) als die Interessenvertretung für alle Mountainbikenden in Deutschland gegründet. Stand August 2023 haben wir über 8.800 direkte und über 118.000 mittelbare Mitglieder in unseren gut 230 Mitgliedsvereinen. Innerhalb der DIMB gibt es über 50 regionale Interessengemeinschaften (DIMB IG), die für die Vernetzung und den Spaß vor Ort sorgen sowie als regionale Ansprechpartnerinnen fungieren. Außerdem bilden wir in Kooperation mit dem BDR jedes Jahr über 700 Personen in knapp 70 Kursen zu MTB-Guides und MTB-Fahrtechniktrainer/-innen aus.

Zu meinen Aufgaben in der DIMB Fachberatung gehört beispielsweise die Lobbyarbeit in den Bundes- und Landesparlamenten sowie kommunalen Körperschaften. Zudem vertritt die DIMB in Gremien und Verbänden Rechte von mountainbikenden Personen, beispielsweise in Bezug auf gesetzliche Regelungen. Auch berate ich gemeinsam mit meinen Kollegen unsere Mitglieder, Vereine, Gemeinden und Tourismus rund um das Thema Planung/ Bau/ Unterhalt von attraktiven und nachhaltigen MTB-Angeboten.

Was sind eure Ziele und wo siehst du noch das größte Potential?

Die Ziele unseres Verbandes sind die Förderung des Breiten- und Rennsports mit dem Mountainbike, die Förderung der Benutzung aller Wege unter Berücksichtigung der Natur- und Sozialverträglichkeit, die Schaffung und der Erhalt von MTB-Angeboten und MTB-Strecken, die Jugendförderung sowie die Förderung des Umwelt- und Landschaftsschutzes.

Großes Potenzial sehe ich insbesondere in der Aufklärung über das Mountainbiken an sich sowie in der Verbesserung des Images von mountainbikenden Personen in der Öffentlichkeit. Da gibt es schon noch einige sich hartnäckig haltende Vorurteile, die leider auch oft medial aufgegriffen und dabei überspitzt und einseitig dargestellt werden. Auch die Schaffung von attraktiven und bedarfsgerechten Zusatzangeboten zum bereits bestehenden Wegenetz – egal ob touristisch beworben oder im Bereich Naherholung der mountainbikenden Bevölkerung – muss zukünftig grundlegend schneller und unbürokratischer umgesetzt werden können und zudem stärker durch die öffentliche Hand gefördert werden. Wir leisten in diesen Bereich bereits erfolgreiche Arbeit. Dennoch müssen wir uns zukünftig personell noch breiter aufstellen, um unsere wichtige Arbeit noch besser der Öffentlichkeit vermitteln zu können. Daher freuen wir uns, wenn uns möglichst viele Personen, die mit dem Mountainbike unterwegs sind, in Form einer Mitgliedschaft oder mit einer Spende unterstützen.

Wenn du dir eine Sache für die Fahrradbranche wünschen könntest, was wäre das?

Ich würde mir wünschen, dass alle radfahrenden Personen respektvoll, tolerant und offen allen existierenden Formen des Radfahrens gegenüber sind. Egal ob ich auf einem E-Bike oder einem herkömmlichen Mountainbike, im urbanen Raum oder im Wald, ob mit dem trendigsten Szene-Outfit oder einfach bequemer Kleidung unterwegs bin. Es gibt so viele unterschiedliche Möglichkeiten das Radfahren zu lieben und zu leben.

Lasst uns in allen Bereichen noch mehr auf die Gemeinsamkeiten konzentrieren, uns nicht auseinanderdifferenzieren, voneinander lernen und profitieren und gemeinsam an einem Strang ziehen Deutschland zu einem fahrradfreundlicheren Land zu machen. Mountainbiken ist auch Radfahren. Es ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen und eröffnet dieser viele ungeahnte Potenziale. So fände ich es beispielsweise gut, wenn Mountainbiken auch auf Fachkongressen und -messen der Fahrradbranche stärker repräsentiert wäre.

Wie viele Fahrräder hast du zuhause?

Ich habe tatsächlich drei Fahrräder und bis vor kurzem waren es sogar noch vier 😉
Ein Trekkingrad mit Gepäckträger und Packtaschen für den Alltag, da ich gern das Auto stehen lasse. Ein Gravelbike, das mir die Freiheit gibt, erlebnisreiche und sportliche Touren unabhängig vom Untergrund ab der Haustüre zu fahren oder auch mal eine Bikepacking-Tour zu machen.

Sonja Schreiter DIMB

Und natürlich mein Mountainbike, mit dem ich vor allem auf Touren mit hohem Anteil an schmalen Naturwegen und technisch anspruchsvolleren Abfahrten unterwegs bin. Mit diesem findet man mich auch ab und zu in Bikeparks und Trail-Centern.

Wohin ging bisher deine beste mehrtägige Radtour und warum?
Jetzt hast du mich ertappt, denn eine Mehrtagestour habe ich bisher noch nicht gemacht. Aber ich würde total gerne mal den Leine-Heide-Radweg bzw. den Heidschnuckenweg durch die Lüneburger Heide mit meinem Gravelbike fahren. Ich liebe die in den unterschiedlichsten Pinktönen blühende Heide 😊 Und da mein Herz natürlich am stärksten für breite Stollenschreifen schlägt, würde es mich sehr reizen, einmal mit meinem Mountainbike ausschließlich auf asphaltfreien Wegen ins Altmühltal zu den Heumödern Trails zu fahren. Dort treffe ich mich dann auf den extra angelegten MTB-Strecken mit Freunden, wir verbringen abschließend einen gemütlichen kulinarischen Abend und am nächsten Tag nutze ich entspannt die Bahn für die Heimfahrt.

Was würdest du unseren Nutzern empfehlen, anders zu planen, wenn sie eine Radreise mit dem Mountainbike unternehmen?

Da man beim Mountainbiken meistens abseits befestigter Straßen in der freien Natur unterwegs ist, kann der nächste Ort schon einmal weit entfernt oder das Handynetz schlecht sein. Deswegen ist vor allem eine vorausschauende Tourenplanung wichtig. Auch für unvorhersehbare Situationen wie beispielsweise schlechtes Wetter oder eine Panne sollte man gerüstet sein. Werkzeug, Proviant und ein Erste-Hilfe-Set gehören in jeden Rucksack, genauso wie eine entsprechende Sicherheitsausrüstung.  Das Tragen eines Radhelms, Handschuhe und (Sonnen-) Brille ist für mich eine Selbstverständlichkeit. Besonders wichtig ist, seine eigenen Fähigkeiten richtig einzuschätzen und die Route, die man fahren möchte, entsprechend auszuwählen. Auch sollte man beispielsweise die Dämmerung meiden, um den Wildtieren ihre Ruhe zu gönnen und seine Tourenplanung dementsprechend anpassen.

Weitere Tipps und Verhaltensregeln speziell zum Mountainbiken gibt es übrigens auf der Homepage von dimb: https://www.dimb.de/fachberatung/trail-rules/ .

Alle Informationen rund um den Verein Deutsche Initiative Mountainbike gibt es hier: